Alessandro Casciaro
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Lois Anvidalfarei & Sophie Eymond - Dialogue

20.10. 25.11.2023
Alessandro Casciaro
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Eine Bildhauerin und ein Bildhauer begegnen sich auf Augenhöhe, freundschaftlich und in einem stimmungsvollen Dialog: die Galerie Alessandro Casciaro zeigt mit Sophie Eymond und Lois Anvidalfarei zwei herausragende wie unverwechselbare Positionen der Südtiroler Kunstszene. Eymond und Anvidalfarei stammen aus unterschiedlichen Generationen und kulturellen Hintergründen, sie sind aber durch ihre Liebe zum Material ebenso verbunden wie durch ihre innige Auseinandersetzung mit Grundthemen unseres Seins. Sophie Eymond gehört zu den aufstrebenden Künstler*innen der Südtiroler Kunstszene. Die 2023 mit dem Richard Agreiter - Preis ausgezeichnete Künstlerin widmet sich auf innovative Art und Weise einem Medium, das gerade in Südtirol bis vor kurzem stark männlich dominiert war. Lois Anvidalfarei ist eine der prägenden künstlerischen Persönlichkeiten Südtirols. Sein bildhauerisches Werk ist seit vielen Jahren ein wichtiger Beitrag zur zeitgenössischen Kunstszene des Landes und wird auch weit über die Grenzen hinaus geschätzt.
„Die Zerbrechlichkeit des menschlichen Wesens beunruhigt mich,“ sagt Sophie Eymond. Die Künstlerin verknüpft traditionelle und zeitgenössische Ansätze, verbindet innovativ verschiedene Materialien und sucht nach neuen Wegen des Skulpturenbegriffs. Vor allem gelingt es ihr aber auch, den künstlerischen Werken eine große Zartheit und Intimität zu verleihen, eine rätselhafte Poesie und Magie, die Staunen hervorruft. Häufig kombiniert Eymond (bestickte) Stoffe mit Gipsformen oder Polyester. So entstehen plastische Formen, skulpturale Körper, bisweilen anthropomorph, immer aber mit Bedeutung aufgeladen. „Der Stoff hat diese Fähigkeit, Zerbrechlichkeit auf außergewöhnliche Weise auszudrücken!“, betont die Künstlerin.  „Es ist ein absolut paradoxes Material: arm, banal, gewöhnlich (um nicht zu sagen trivial), aber es ist auch reich, zart, subtil, wesentlich, rein, schützend, persönlich und noch besser: intim!“ 
Eymond verwendet gerne alte Bettlaken, Stoffe, die eine nur bedingt lesbare Geschichte erzählen, einen emotionalen und persönlichen Wert haben. Dies verleiht ihren Skulpturen, die oft in Momenten introspektiver Konzentration gefangen scheinen, ein zusätzliches Gefühl von Menschlichkeit und Verletzlichkeit. Es sei eher eine sinnliche als intellektuelle Arbeit, betont die Künstlerin, obwohl natürlich immer eine Vision dahinterstecke. „Ich muss es machen, um durch Materie auszudrücken, wahrzunehmen und zu verstehen.“
Lois Anvidalfarei blickt mit ungeschöntem Blick, aber auch mit viel Liebe auf das Sein und unsere Existenz. Er formt massige Skulpturen in Gips und gießt sie in Bronze. Seine überlebensgroßen Menschenleiber sind in die Welt geworfen und ihr ausgeliefert, stehend und liegend, mit weit ausgestreckten Gliedmaßen und in Kauerstellung, auf das Wesentliche reduziert. Der Künstler belebt die Materie, er nimmt Modell am realen Körper, oft auch am eigenen Leib. Die Arbeit ist für ihn eine unausweichlich Auseinandersetzung mit sich selbst, seinen Gemütszuständen, seiner Seelenverfassung. „Immer geht alles von mir aus, von meinen Gedanken, von meinen Händen“, betont Anvidalfarei, um durch diesen Prozess „in eine universale Dimension zu kommen, die dann nicht nur mich als Individuum, sondern mehr Menschen, die ganze Menschheit betrifft.“
Neben neuen Skulpturen sind auch Zeichnungen Anvidalfareis zu sehen. Die Striche und die Einschnitte ins Papier sind für den Künstler keine Vorwegnahme der entstehenden Skulptur, sondern ein eigenständiger Wegstück auf seiner Reise, auf das er nicht verzichten kann und will. Oft ist es auch hier der Künstler selbst, der sich neugierig im Spiegel betrachtet, um sich dann, wild kratzend, an den figurativen Formen abzukämpfen. Die Blätter erzählen von Lust und Last des Körpers, schwelgerisch und (ver)zweifelnd, kämpferisch und resignierend, zeigefreudig und intim. „Beim Zeichnen denke ich nicht, ich lebe. Und das auf das Papier Erlebte muss archiviert werden: Es ist nichts anderes als die Erinnerung an die Leidenschaft genau jenes Augenblicks.“
 
Günther Oberhollenzer
 
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