Alessandro Casciaro
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Arnold Mario Dall'O

Untitled 

19.05. 08.07.2023
Alessandro Casciaro
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In den Arbeiten von Arnold Dall’O verdichten sich Ideen und Techniken in absoluter Ausdrucksfreiheit. Unschwer lassen sich die Kennzeichen einer Poetik aufspüren, die auf ein Miteinander von plastischen Arbeiten und einer ausgesprochen konzeptuellen Malerei ausgerichtet ist. Er ist kein an die Wiederholung und an den Stil gebundener Künstler, auch wenn er eine musterhafte Erkennbarkeit beibehält. Sein Ausdrucksbewusstsein führt auch dazu, dass er nicht nur völlig frei ist, wenn er Bilder bearbeitet, die er häufig aus dem Netz herunterlädt, sondern auch wenn er Spätdesign-Stücke, Lüster, Möbel, die aus mittlerweile vergessenen Katalogen und Zeitschriften zu stammen scheinen, zu Protagonisten in großen Bildern macht. Ich verfolge seine Arbeit seit den 1990er-Jahren und habe immer gedacht, diese Freiheit beruhe auf der Gewissheit, das dem Einsatz der Technik eine konzeptuelle Bedeutung zukommt, die zum Sujet des Werkes hinzutritt, es ideell unterstützt und semantisch damit interagiert. Hinter der Technik des Malens mit Farbtupfern, einer Art zeitgenössischem Pointillismus, steht das Konzept einer zeitaufwendigen Ausführung, als ob das Bild eine Art Erscheinung wäre, etwas, das wie ein Ereignis stattfindet, das sich langsam auf der Maloberfläche ablagert. Das ist besonders signifikant, weil Dall’O die Dimension des Geheimnisses, wie die Bilder entstehen und was sie bedeuten können, wieder aufnimmt. Ich unterstreiche das „können“, also eine potenzielle Dimension, keine zwingende, obligatorische, ideologische: die Bilder „müssen“ nicht auf jeden Fall etwas bedeuten. In seiner Arbeit und mittels einer Technik, die sich nicht dabei aufhält, Einzelheiten zu beschreiben oder Werke zu schaffen, die man der Realität überstülpen kann, scheinen die Form oder das Bild aus dem Nichts aufzutauchen. Sie vermitteln den Eindruck, aus einer andersartigen Dimension zu stammen, als ob es sich um eine vorzeiten ausgesandte Botschaft handelte, die unversehens aktuell wird, fast zufällig. Diese seine Fähigkeit bewahrt er auch in den Installationen, die in seinem Gesamtwerk eher seltener sind, die aber zu einer Art Epitome einer Kunstauffassung werden, die offen ist für die Intuition, die Emotion, für eine Beteiligung des Publikums, die weit über den visuellen Schock oder die Provokation hinausgeht. Die Farbtupfen, die auf den Gemälden gerinnen und langsam zu festen Bildern werden, zu Flächen, die offen gegenüber dem Umfeld sind, sind konzeptuell anderen Werken ähnlich, wie zum Beispiel den Kugeln, die in vollkommener Harmonie auf dem Fußboden der Galerie, in Boxen oder Laufgittern rollen, in denen sie gesammelt und aufbewahrt werden. Sie haben ein Eigenleben, auch in diesem Fall weiß man nicht, woher sie kommen, sie sind da und basta. Sie bewegen sich, angetrieben von einer inneren Energie, von etwas, das nicht erscheint, das aber da ist. Das wird zu einer regelrechten Fähigkeit, weit jenseits der Wahrnehmungsschwelle zu erscheinen, denn es ist der Gedanke, der darüber hinausgehen muss. Dieses Gleichgewicht zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem ist eine der großen Intuitionen von Arnold Dall’O, denn seine Arbeit offenbart sich nie vollständig, sie bleibt in einem ständigen Schattenkegel jenseits der Malerei, jenseits der Bildhauerei, in einer konzeptuellen Dimension, die sich jedenfalls immer auf die Technik stützt, denn die Kunst kann nicht nur eine Erklärung guter Absichten sein. Deshalb scheint die Kunst von Arnold Dall’O ständig auf einen Titel zu warten und will sich auch nicht in Definitionen sprachlicher oder klassifizierender Art abkapseln. Sein Verhältnis zur gesprochenen Sprache, auch zu kritischen, sollte ein nicht folgerichtiges sein, beide sollten parallel dahinfließen, ohne Übersetzungsversuche. Im Gegensatz zur Aussage Paul Klees: „Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar, was nicht immer sichtbar ist“, versucht Dall’O zu dekonstruieren, was sichtbar ist, es jener Schwelle der Unsichtbarkeit anzunähern, die zu einem Gebiet wird, in dem sich Emotionen, Ideologien und persönliche Geschichten, gesellschaftliche Konditionierungen und Verhaltensweisen zu jenem Geheimnis vermischen, das wir in uns tragen und das wir „Erinnerung“ nennen. Er gibt der Kunst zurück, was ihr entzogen wurde. Um ein Thema zu erwähnen, das von einem großen Künstler wie Gino de Dominicis vertreten wurde: es gibt keine Wörter, Zeichen, Zahlen, sondern nur Bilder. Der Ursprung ist ein Bild, etwas, das kein Vorher hatte, das aber ein Nachher hatte, das bis heute währt in der Zeitskala. 1970 schrieb er in der „Lettera sull’Immortalità“: „Ich denke, die Dinge existieren nicht…“, nur die Unsterblichkeit kann sie wahr machen, aber das kann nur innerhalb der Kunst erfolgen, in ihrem kreativen Universum. Alles auf die Kunst zurückzuführen, zu entmaterialisieren, um mithilfe eines neuen Werkes zu bewahren, im Grunde ist das die Aufgabe eines jeden Künstlers. Oder sollte es sein.
Arnold Dall’O folgt einer eigenen Linie, die keine Gerade ist wie ein Bedürfnis oder ein bereits vorgezeichneter Weg. Sie ist offen für den „intelligenten Zufall“, der in der Geschichte der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts vorherrscht und der 1897 mit Stephane Mallarmés Gedicht „Ein Würfelwurf wird den Zufall niemals abschaffen“ beginnt, das bereits das zwanzigste Jahrhundert und seine Revolutionen ankündigt. Die Kunst ist nicht notwendig, weil sie nicht frei wäre, ein Bild hängt nicht vom Sujet ab, andernfalls wäre es Fotografie oder Kommunikation, es hängt auch nicht von der Kohärenz ab, denn die Künstler haben keine religiösen Gelübde abgelegt und dürfen keinen Ideologien verpflichtet sein. Auch die Geschichte, dass die Kunst eine Aufgabe zu erfüllen hat, muss widerlegt werden. Dall’O hat auch Gemälde geschaffen, in denen das Aleatorische wie ein maßgebendes Element erscheint, sein Pointillismus erinnert an den frühen griechischen Atomismus, jenen von Demokrit, die Teilchen nähern oder entfernen sich je nach Zuneigung oder Abstoßung, wie es bei den menschlichen Wesen geschieht. Das Durcheinander erzeugt Entropie, die Kunst zeigt, dass all das vermeidbar ist. Das Unsichtbare von Arnold Dall’O gründet sich auf das Vertrauen, dass all das geschehen kann und dass die Wirklichkeit der Kunst immer etwas ist, das sich von der Wahrheit löst, weil sie deren Fesseln nicht erträgt. Der Ursprung ist ein Punkt. Die Geschichte eine gerade Linie. Es liegt an uns zu entscheiden, auf welcher Seite wir stehen.
 
Valerio Dehò
 
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