mit Lois Anvidalfarei, Gotthard Bonell, Arnold Mario Dall’O, Aron Demetz, Margareth Dorigatti, Eduard Habicher, Hubert Kostner, Sissa Micheli, Robert Pan, Josef Rainer, Leander Schwazer, Peter Senoner
Was nicht möglich ist, ist nicht zu wählen, sagte der französische Philosoph Jean-Paul Sartre. So entsteht die Idee einer Gruppenausstellung zu einem neuartigen Thema, nämlich der Wahl des persönlichen Lieblingswerkes. Eine alles andere als einfache Bitte an die einheimischen Künstler*innen, die eingeladen sind, für die Ausstellung in der Galerie Alessandro Casciaro eine Arbeit auszusuchen, die unter allen als die „favorisierte“ definiert werden kann. Denn im ständig vorwärtsstrebenden kreativen Strudel hält man sich kaum bei jener Arbeit auf, die in der persönlichen künstlerischen Entwicklung entscheidend war, wie um öffentlich einzugestehen, dass jenes bestimmte Werk, unbewusst oder nicht, schon immer einen besonderen Platz im eigenen Herzen hatte. Ob es sich um die Technik handelt wie beim Werk Nur die Winter zählend von Aron Demetz, um Inhalte oder Gefühl, eine Wahl zu treffen ist auf jeden Fall alles andere als einfach. Manchmal sind es aber die Wechselfälle des Lebens, die das für uns tun, wie im Fall von Sissa Micheli und ihrem I Want to Be a Volcano, einer Fotoarbeit, die einen rauchenden Hut darstellt, der tatsächlich Feuer gefangen hatte, auch mehrmals, wobei er den Zorn und den Schrecken der Nachbarn erregte, die bereits das ganze Wohngebäude in Flammen aufgehen sahen. Oder jene Geburt der Venus, die von Margareth Dorigatti mehr als sechsundzwanzig Jahre lang in ihrem Schlafzimmer geheim gehalten wurde und die sich nun erstmals öffentlich zeigt und damit die enge Bindung entweiht. Oder aber die Skulptur von Lois Anvidalfarei, auf die kaum einmal ein Blick fällt, die aber vom Bildhauer doch so sehr geliebt wird, der fasziniert ist „von der Schönheit der Natur, ihrer ständigen Überraschung, fern von den Stereotypen, die auch von uns Künstlern geschaffen werden“.
Eine Stimme gegen die Demagogie ist das Werk Gotthard Bonells, Es fordert die Vertreter der Kunst und Kultur auf, Stellung zu nehmen, versteht sich ausdrücklich als moralischer Angriff auf die derzeitige gesellschaftspolitische Situation.
In diesen Zeiten, wo man sich dem vagierenden Scheinmoralismus nicht entziehen kann, wird die Skulptur von Peter Senoner zum Symbol der sozialen und klimatischen Umwälzungen, zu einem Bündnis zwischen Technologie und Natur und zum Ausweg schlechthin, den die Kunst uns anbietet.
Respekt vor der Umwelt und Zusammenleben ist die von Josef Rainer unterbreitete Alternative: Er erlaubt seinen Bienen, mit seinen Arbeiten zu interagieren und sie zu verändern. Das Ergebnis ist überraschend innovativ. Figurativ ist dagegen die Anspielung auf die Bienen bei der Kokonskulptur von Leander Schwazer: Sie sieht wie ein riesiger Bienenstock an der Decke aus und symbolisiert den Beginn seiner professionellen Künstlertätigkeit.
Von hoffnungsvoller Spiritualität ist dagegen das von Eduard Habicher ausgesuchte Werk. Er lädt dazu ein, in seiner Metallinstallation RialzaMento im Kapuzinerpark hoffnungsvoll und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Wie kann man da nicht an den vor Kurzem angelaufenen, sehr bekannten Film Don't Look Up und seine Antagonisten denken, die dazu auffordern, den Blick zu heben, um den Himmel zu beobachten, wenn auch nur, um das von dort drohende verhängnisvolle Schicksal der Erde zu betrachten.
„Wenn alles gesagt, die Worte verbraucht, das Gesehene gestapelt, das Echo verhallt, was bleibt?“. Die eindrucksvolle Installation von Arnold M. Dall’O reflektiert im Gegensatz dazu über die Vergangenheit und ihre aufgesplitterten Erinnerungen.
Fast sakral ist hingegen die Entscheidung Robert Pans, in einer poetischen Installation seine Arbeitskleider und -instrumente bloßzulegen, das Ergebnis der Mühen und des Erfolgs, wo jede Harzablagerung auf das verweist, was ihm am teuersten ist, die Philosophie der Arbeit schlechthin.
Die Ausstellung wird am 9. Juni um 17 Uhr mit einer Performance des Künstlers Hubert Kostner eröffnet, bei der alle ausstellenden Künstler mit einbezogen werden. Denn für Kostner muss diese Ausstellung ein Beispiel für das Miteinander sein.
Die Ausstellung findet in der Galerie und im anliegenden Kapuzinerpark statt und kann bis zum 10. September besucht werden.
Text Sara Salute